Kunst betrachten wie ein Kind: Was wir gewinnen, wenn wir Urteile loslassen und neugierig schauen
- MC Adler-Huy
- 7. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
Die Frage ist nicht: „Was ist das?“ –sondern: „Was macht das mit mir?“
Kinder stehen oft lange vor einem Bild. Ganz still. Oder ganz bewegt. Sie zeigen mit dem Finger, lachen, rufen etwas hinein. Sie fragen nicht: „Ist das gute Kunst?“ Sie fragen:
„Was ist da los?“
„Warum hat der ein blaues Gesicht?“
„Hat die Frau Angst?“
„Könnte ich da auch drin wohnen?“
Ihr Zugang ist direkt. Spielerisch. Unzensiert. Emotional. Und genau darin liegt eine Kraft, die wir als Erwachsene oft verlieren – und im Coaching wiederentdecken können.
Erwachsene wollen verstehen – Kinder wollen erleben
In Museen beobachte ich oft das Gleiche:
Erwachsene lesen zuerst das Schild.
Sie überlegen, „was der Künstler wohl sagen wollte“.
Sie suchen nach Bedeutung – statt nach Resonanz.
Kinder hingegen erleben das Bild. Und genau das brauchen auch wir, wenn wir innerlich wirklich etwas bewegen wollen: Nicht Deutung, sondern Zulassen.
Systemisch betrachtet: Der erste Impuls ist oft der ehrlichste
Im systemischen Coaching geht es nicht darum, was richtig ist – sondern was wirksam ist. Ein Bild kann eine Projektionsfläche sein, ein Spiegel, ein Resonanzraum.
Wenn wir die Perspektive eines Kindes einnehmen, passiert etwas Überraschendes:
Wir entdecken Neues – obwohl wir glauben, es längst zu kennen.
Wir spüren – statt zu kontrollieren.
Wir gehen in Beziehung – zum Bild, zur Situation, zu uns selbst.
Kunstimpuls: Henri Rousseau – Der Traum (1910)

Ein ideales Bild für diese Art der Betrachtung ist „Der Traum“ von Henri Rousseau.
Eine nackte Frau liegt auf einem Sofa mitten im Dschungel. Ein Musiker spielt im Schatten. Tiere schauen zu. Es ist surreal, widersprüchlich, verspielt.
Wenn du dieses Bild betrachtest:
Was siehst du zuerst?
Was fühlst du?
Wo zieht dich dein Blick hin – und warum?
Statt zu erklären, was Rousseau gemeint haben könnte, kannst du fragen:Was erzählt mir dieses Bild über mich?Was sagt mein inneres Kind dazu?
Warum diese Haltung auch im Coaching hilfreich ist
In Veränderungsprozessen (privat oder beruflich) ist unser Kopf oft schneller als unser Gefühl. Wir analysieren, wägen ab, argumentieren – und wundern uns, warum wir uns trotzdem nicht entscheiden können.
Die kindliche Kunstbetrachtung öffnet Räume, die nicht kontrolliert sind. Sie erlaubt:
Spielerische Selbstklärung
Emotionale Zugänge
Unerwartete Perspektivwechsel
Und manchmal: den Mut, etwas ganz anders zu sehen als vorher
Fazit: Neugier statt Urteil
Kunst mit den Augen eines Kindes zu sehen bedeutet nicht, naiv zu sein. Sondern: radikal offen. In einer Welt, die oft nach Effizienz, Bewertung und Ergebnis strebt, ist das ein Akt der inneren Freiheit.
Und genau das ist auch Coaching: Kein Test, kein Urteil – sondern ein Raum, in dem du dich selbst neu erleben darfst.
Möchtest du deine Perspektive verändern?
In meinen Coachingsessions nutzen wir Kunst nicht als Objekt – sondern als Spiegel. Ob im Museum, mit Reproduktionen oder in inneren Bildern:
Der erste Blick zählt. Und was danach geschieht, entscheidest du. Jetzt Termin vereinbaren
